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Gedenken Friedl Bahner

Vom Bergbauernbuben zum Geschäftsführer und Extremsportler

Friedl Bahner wurde am7. August 1941 in Badgastein geboren. Als kleiner Bub wurde er auf einem Bergbauernhof im Mölltal "ausgestiftet". Die Jugendjahre verbrachte er in Wien. Dort wurde er auch erstmals sein Kulturinteresse geweckt. Er begann für den führenden Hersteller von Melkmaschinen zu arbeiten, lernte dort seine Frau Liesl kennen und schließlich wurde er Verkaufsleiter für Westösterreich und wurde beauftragt, die Salzburger Filiale aufzubauen. Nun verlegte die Familie Ihren Wohnsitz nach Oberalm, was dem begeisterten Schi- und Tennisspieler auch örtlich entgegenkam.


Der „große Einschnitt“

Der große Einschnitt, auch im wörtlichen Sinn, erfolgte für Friedl im Jahr 1977. Nachdem bei ihm ein gutartiges Gewächs nahe der Wirbelsäule festgestellt wurde, begab er sich gesunden Fußes und positiv gestimmt in das Krankenhaus um diese Standardoperation durchführen zu lassen. Der operierende Primar tat einen Fehlschnitt und durchtrennte wichtige Nerven. Friedl war ab diesem Zeitpunkt stark gehbehindert. Auf eine Schadenersatzforderung an Primar oder Krankenahus hat er verzichtet.

1986 schloss sein Arbeitgeber die Salzburger Filiale und Friedl bekam auf Grund seiner schweren Behinderung keinen Job und musste in die Berufsunfähigkeit gehen. Berufsunfähig hieß aber für ihn nicht untätig und so begann die Erfolgsgeschichte der Kultur in Hallein.

Friedl wurde durch Berichte über die Stadtfestwoche und Konzerte wie jenes des Ausnahmecellisten Heinrich Schiff auf das 1985 gegründete Kulturforum aufmerksam. Da war was Wertvolles im Entstehen und da wollte er dabei sein. Bei einem Personalgespräch mit Hans Guttmann bei der Firma Porsche bekundete Friedl seine Bereitschaft, bei der Kulturarbeit in Hallein dabei sein zu wollen. Guttmann rief seinen Freund Helmut Reisinger, damals Obmann und Geschäftsführer des Tourismusverbandes, an, damit dieser die entsprechenden Kontakte in Hallein herstellen möge. Der gewitzte Reisinger erkannte sofort die Chance und lotste Friedl schnurstracks in den Tourismusverband und richtete ihm dort ein Büro ein.

Das Büro des Tourismusverbandes befand sich damals im Sparkassengebäude und ich als damaliger Filialleiter der Sparkasse freundete mich bald mit Bahner an. Damit war auch seine Mitarbeit im Kulturforum die logische Folge und schon nach kurzer Zeit wurde er zum Obmann gewählt. Diese Funktion bekleidete er ab Ende 1987 bis zu seinem Tod.

Reisinger animierte „seine Entdeckung“ bald darauf ein Festival zu entwickeln. Der Vorgängerverein „Club Hallinum“ hatte bereits erfolgreich in Zusammenarbeit mit dem Club 2000 -später Szene der Jugend – das Celtic Festival organisiert. Darauf aufbauend sollte Friedl das „Halleiner Folkfestival“ kreieren. Obwohl er bis dahin keine Berührungspunkte zum Folk hatte, gelang es ihm mit der fachlichen Unterstützung von Folklegende Colin Wilkie ein international beachtetes Festival zu entwickeln.


Die goldene Zeit der Kultur in Hallein

Im Jahr 1987, als Friedl Bahner zum Kulturforum stieß, wurde Franz Kurz zum Bürgermeister gewählt. Er erkannte bald die Vorteile, welche sich durch intensive Kulturarbeit für die Stadt ergaben und er ernannte Friedl bald zu „seinem Kulturdirektor“. Briefe an die Stadtgemeinde, welche das Wort „Kultur“ enthielten, wurden automatisch an das Kulturforum weitergeleitet. Bald wurden sämtliche Kulturaktivitäten über das KuFo-Büro abgewickelt. Helga Besl wurde als Teilzeitkraft eingestellt und Friedl begann mit der organisatorischen Unterstützung von jungen Künstlern und Kulturinitiativen.

Sehr begünstigt wurde diese gute Stimmung auch durch die tatkräftige Unterstützung des hervorragenden Journalisten, unseres späteren Freundes, Michael Stadler (gest. 2015), welcher der letzte Kulturjournalist der Salzburger Nachrichten war, der regelmäßig über das Kulturleben in der Stadt Hallein berichtete.

In diese Zeit fiel auch die größte, jemals in Hallein durchgeführte Veranstaltung. Durch persönliche Kontakte von G. Angerer zum Management wurde ein Konzert von Herbert Grönemeyer möglich. Nachdem auch der „Kulturdirektor“ dazu positiv eigestellt war, beseitigte Franz kurz alle bürokratischen Hürden. Die Kinderfreunde stellten das Areal zur Verfügung, die Lebenshilfe zog für ein paar Tage aus und Grönemeyer am Konzerttag ein. Ein paar Wochen Vorbereitungsarbeit aber mehr als 16.000 zahlende Besucher,Staus auf der Tauernautobahn und eine völlig leegekaufte Gastronomie waren die Folge.

Es war auch die Zeit, in der das Kulturleben von den Bewohnern aktiv gestaltet oder zumindest konsumiert wurde. Junge Initiativen gründeten sich und profitierten von der Unterstützung Bahners und der Kulturforums. Viele Künstler von nationaler und internationaler Spitzenklasse gastierten in Hallein. So etwa Joe Zawinul, Colosseum, Barbara Thompson, Kurt Ostbahn, der Geiger ... und viele, viele Andere.


Die große Enttäuschung

War unter Kurz noch von einer eigenen Heimstätte für die Kultur die Rede, so veränderte sich der politische Wille dazu grundlegend. Die Kurz-Nachfolger Scheichl und Zambelli waren noch positiv eingestellt, danach änderte sich aber die Lage dramatisch. Zwar nicht in finanzieller Hinsicht, sondern mit der ausgedrückten Wertigkeit und dem damit einhergehenden Desinteresse. Obwohl zum Beispiel das Land eine Dauerbelegung des Ziegelstadels als Heimstätte finanziert hätte, war die Gemeindeführung dagegen: „Das lassen wir uns nicht aus der Hand nehmen,“ hieß es lapidar. Wobei sich die Frage stellt, wer ist denn „wir“??!!

Friedl hatte also vergeblich um eine Heimstätte gekämpft. Aber nicht nur das klappte nicht, es wurde auch wenig, gar nicht oder falsch in die Ausstattung der städtischen Veranstaltungsstätten investiert.


Ein ungewürdigter Abgang

Nach 28 Jahren intensiver Kulturarbeit, mit immerhin 75 Jahren vielleicht auch schon etwas müde, bereitete Friedl seine „Kulturpension“ vor. Ein Nachfolgekonzept wurde erstellt, dem amtierenden Bürgermeister präsentiert und abgelehnt.

Bald darauf erklärte man das Kulturforum für „tot“ und förderte flugs die Gründung eines neuen Kulturvereines. Dieser hatte gleich mehrere Obleute in Folge, wollte es „besser“ machen als das Kulturforum und scheiterte schon im zweiten Jahr des Bestehens mangels entsprechender Geldmittel und fehlenden Durchaltevermögens.


Seit 2016 kocht das KuFo auf kleiner Flamme

Nachdem das Scheitern dieses Kulturvereines – trotz des wirklich ehrenhaften Einsatzes von Funktionären und der Geschäftsführerin – absehbar war, haben sich die beiden Einzelkämpfer Bahner und Angerer dazu entschieden, das Kulturforum noch weiter bestehen zu lassen. Ohne Heimstätte, ohne Personal, ohne Subbentionen – dafür aber völlig unabhängig. Angerer plant das Programm und sorgt für die Organisation desselben, Bahner bleibt als Obmann dem Verein weiter verbunden.

Diese Obmannfunktion hatte Friedl bis zu seinem plötzlichen Tod inne. Hallein und Halleins Kulturschaffende haben ihm viel zu verdanken. Er war auch manchmal enttäuscht, gekränkt oder verärgert. Er hat das aber nie nach außen gezeigt. Er wollte „das Ganze“ nicht gefährden. Ein Kulturdirektor eben.